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Welche Mechanismen führen zum chronischen Durchfall?

Anatomie und Physiologie:

Ihr gesamter Darm ist ein langer Schlauch, dessen Wand mit Muskulatur ausgekleidet ist. Die Aufgabe der Muskulatur ist es, den zerkleinerten Nahrungsbrei durch den gesamten Darm, Dünndarm und anschließenden Dickdarm, bis zum Ausgang, dem After, langsam zu transportieren. Gleichzeitig durchmischt sie den Nahrungsbrei. Am Anfang des Dünndarms werden dem Nahrungsbrei Gallenflüssigkeit aus der Gallenblase und Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse beigemengt. Sie bereiten ihn so auf, dass er nun im gesamten Dünndarm ausgewertet werden kann. In Ihrem Dünndarm findet überwiegend die Nährstoffgewinnung aus dem Nahrungsbrei statt. Auch werden dem Nahrungsbrei im Dünndarm überflüssiges Wasser und Elektrolyte entzogen. Er wird hier schon fast vollständig eingedickt. Die Passage des Nahrungsbreis im Dünndarm dauert zwischen 8-10 Stunden. Im sich anschließenden Dickdarm wird dem Stuhl das noch verbliebene Wasser entzogen. Auch werden im Dickdarm die übriggebliebenen Nährstoffe, die im Dünndarm nicht ausgewertet werden konnten, gewonnen. Seine Hauptaufgabe ist aber, den Abfall zu sammeln, abzutransportieren und ihn zu entsorgen. Diese Vorgänge dauern ca. 4 Stunden.

Grundsätzlich verarbeitet Ihr Dünndarm täglich ca. 9 Liter Flüssigkeit. Davon nehmen Sie ca. 2 Liter durch Essen und Trinken auf. Die restlichen 7 Liter werden von Ihren eigenen Organen, Drüsen und Zellen (Speicheldrüse, Magen, Bauchspeicheldrüse, Galle und Dünndarm) in den Magen-Darm abgegeben. Dabei werden 90% der Flüssigkeit im Dünndarm wieder zurückgewonnen und nur 8% im Dickdarm. Im Stuhl verbleiben von den 9 Litern nur noch 100-200 ml Wasser.

Die Zurückgewinnung im Darm von Wasser und Elektrolyten erfolgt durch Osmose. Dabei fungiert die Darmschleimhaut als eine Art durchlässige Membran. Die Flüssigkeit folgt dem osmotischen Druckgradienten. Das heißt, sie gelangt passiv von Darminneren durch die Darmschleimhaut in Blut- und Lymphgefäße, da hier mehr wasseranziehende Stoffe vorhanden sind, als im Darminneren.

Mechanismen von Durchfall:

Zwei Haupt-Mechanismen sind für Durchfall verantwortlich. Zum einen ist es eine erhöhte Mobilität der Darmmuskulatur, zum andern ein vermehrtes Flüssigkeitsvolumen im Dünn- und Dickdarm. Meistens treten beide kombiniert auf.

Erhöhte Mobilität der Darmmuskulatur (motorischer Durchfall)

Bei der erhöhten Mobilität der Darmmuskulatur, wird der Nahrungsbrei und später Stuhl, durch eine zu hohe Muskelaktivität der Darmwand, zu schnell durch den Darm geschleust.

Erhöhtes Flüssigkeitsvolumen im Dünn- und Dickdarm

Das vermehrte Flüssigkeitsvolumen des Dünn- und Dickdarms kommt durch unterschiedliche Ursachen zustande, dem entsprechend werden sie auch benannt.

  1. malabsorptiver Durchfall:

    Es besteht eine Funktionsstörung der Schleimhaut im Darm, sodass Flüssigkeit und Elektrolyte aus dem Darminhalt nur unvollständig zurückgewonnen, also resorbiert werden können.

  2. osmotischer Durchfall:

    Der Nahrungsbrei ist angereichert von zu viel schlecht verdaulicher Nahrung, die im Darminneren verbleibt und nicht aufgenommen werden kann. Sie zieht Wasser und Elektrolyte mehr an als Blut und Lymphe, sodass Wasser und Elektrolyte nicht zurückgewonnen werden, sondern im Darminneren verbleiben.

  3. sekretorischer Durchfall:

    Die Dünndarm- und Dickdarmschleimhaut produziert vermehrt Flüssigkeit und Elektrolyte, welche sie ins Darminnere abgibt.

  4. exudativer Durchfall:

    Er kommt meistens durch eine entzündliche Schädigung der Darmschleimhaut zustande, wodurch vermehrt Schleim, Blut und Eiter ins Darminnere abgegeben werden. Sie entsteht häufig bei Infektionen und bei den entzündlichen chronischen Darmerkrankungen, wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.

Die verschiedenen Mechanismen treten oft gemeinsam auf, begünstigen sich teilweise gegenseitig, sodass ein Kreislauf entsteht, der sich selber unterhält. Ist Ihre Nahrung mit zu viel schlecht verdaulichen Nahrungsmitteln angereichert, werden sie in Ihrem Magen und Darm nicht ausreichend zerkleinert. Nur halb angedaut, können sie im Darm nicht verwertet werden, mit der Folge, dass sie Wasser und Elektrolyte anziehen. Der erhöhte Flüssigkeitsgehalt Ihres Darminhaltes regt die Darmmuskulatur zu einer erhöhten Aktivität an, wodurch Ihr Darminhalt schneller vorangetrieben wird. So ist die Zeit für die Aufnahme von Nährstoffen verkürzt. Es verbleiben zu viele in Ihrem Darminneren, welche wieder Wasser und Elektrolyte anziehen….. Auch, wenn eine entzündliche Veränderung Ihrer Darmschleimhaut besteht, können die Entzündungsstoffe Ihre Darmtätigkeit anregen, die Rückaufnahme von Flüssigkeit aus dem Darm behindern oder die Dünndarmschleimhaut anregen, mehr Flüssigkeit ins Innere des Darms abzugeben. Auch hier entsteht wieder ein Kreislauf.